11 Tipps für hochsensible Mütter
- Valeria Bisaccia
- 20. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Apr.
Mein zweiter Sohn ist 2023 geboren. Ich liebe es seine Mama zu sein. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich. Und so oft überreizt und überwältigt. Manchmal ist mir selbst das Glück ein bisschen zu intensiv. Ich bin hochsensibel.
Damit bin ich nicht alleine: Etwa jeder fünfte Mensch ist hochsensibel und hat somit ein ganz feines Wahrnehmungssystem. Zwar hält das viel Gutes bereit, aber leider kommt es dadurch auch schnell zur Übererregung. Das Erleben wird zu intensiv: der Pulli ist zu kratzig, das Atmen vom Partner zu laut, der Körperkontakt zum Kind zu viel, die Gespräche in der U-Bahn überreizend und dann noch ein ,,Bing" aus dem Handy - noch eine WhatsApp-Nachricht, die beantwortet werden will. Zu viel.
Seit ich Mutter bin, darf ich mich selbst und meine Bedürfnisse nochmal sehr viel genauer ansehen und ernst nehmen. Das klappt nicht immer und manchmal doch sehr gut. Letztens auf dem Spielplatz habe ich mich gefragt, was ich denn eigentlich an den Tagen, an denen ich die Hochsensibilität und die Mutterschaft gut unter einen Hut bringe, mache. So entstanden 11 Tipps für mich selbst als hochsensible Mama. Vielleicht hilft auch dir der ein oder andere Tipp:
Spielplatzzeit zum Runterkommen
Am Spielplatz kann mein Sohn sich frei bewegen. Es lauern nur wenige Gefahren. Somit kann ich mich entspannen. Ich muss nicht (die ganze Zeit) hinterher laufen. Stattdessen kann ich mich mit meinem Sohn verbinden und ihn beobachten, wie er ins Spielen kommt. Zwischendrin snacken wir miteinander und plaudern, beobachten andere Leute. Es ist unsere Zeit. Daher vermeide ich ,,Spielplatz-Smalltalk" - der mich nur von mir selbst und meinem Kind ablenken würde. Ich gehe deshalb auch meistens alleine mit meinem Sohn zum Spielplatz statt mit Freundinnen. Und wenn mit Freundinnen, dann nur mit welchen, die da ähnlich denken :-)
Immer Snacks und Wasser dabei
Durch meinen Sohn habe ich gelernt, immer Wasser und Snacks dabei zu haben. Und das tut mir auch gut! Ich habe früher oft meinen Hunger und Durst unterwegs ignoriert. Jetzt bin ich viel achtsamer mit mir und behandle mich selbst wie ein Kind: meine Bedürfnisse dürfen nicht nur, nein sie müssen erfüllt werden.
Vorsicht mit zusätzlichen Reizen
Mit Kind ist man vielen Reizen ausgesetzt. Deshalb ist es wichtig, zu überlegen, wo Reize reduziert werden können. Für mich ist es z.B. die Kleidung: ich fühle mich in enger und synthetischer Kleidung schnell überreizt. Seither gibt's nur noch Kleidung aus natürlichen Materialien und eher lockere Hosen. Außerdem vermeide ich unnötige zusätzliche akustische Reize, wie z.B. Hintergrundmusik. Wir hören zuhause zwar sehr gerne Musik, aber dann hören wir Musik - das ist dann die Haupttätigkeit.
Wald
Ähnlich wie am Spielplatz ist in der Natur freie Bewegung meist sehr gut möglich. Im Wald hat man den zusätzlichen Vorteil, dass hier natürlich viel weniger Reize sind als am Spielplatz. Hier gibt's kein Spielzeug aber jede Menge Zeugs zum Spielen. Perfekter Ort für mich und mein Kind zum Runterkommen.
Barfuß erden
Mein Sohn hat in den ersten drei Monaten viel geweint. Ich bin in dieser Zeit oft barfuß mit ihm in der Trage spazieren gegangen und hatte das Gefühl, dass das uns beiden gut tut. Auch jetzt ziehe ich gerne meine Schuhe und Socken aus, wenn ich mich überreizt fühle oder berühre mit meiner Haut die Erde oder einen Baum.
Tragen
Wenn wir schon beim Thema Tragen sind: Mir hat das Tragen unheimlich geholfen. Als mein Sohn noch mehrere Schläfchen am Tag gemacht hat, fand ich es schön, nicht immer Zuhause sein zu müssen, sondern zumindest eines der Schläfchen nach draußen zu verlegen. Er hat dann im Tragetuch geschlafen, wir konnten uns ganz nah sein und ich konnte gleichzeitig spazieren bzw. das machen, was mir gut tut.
Singen
...beruhigt Baby und Mama. Und man kann dabei wunderbar Stress abbauen. Manchmal ist es kein ,,echtes" Singen das bei uns hilft sondern lautes Seufzen oder Tönen. Einfach rauslassen.
(Kurze) Ruhepausen
...sind extrem wichtig. Schon 5 Minuten tun gut. Augen schließen, tief in den Bauch atmen. 5 Minuten nichts tun. - Geht natürlich nur, wenn noch jemand dabei ist oder das Kind schläft. Oder aber auch, wenn dein Kind sich 5 Minuten alleine beschäftigt. Mehr braucht es oft gar nicht.
Sozialer Stress
Für wen will ich eigentlich erreichbar sein? Muss ich jeden Anruf annehmen? Auf alles reagieren? Und wie oft will ich meine Freundinnen sehen? Wie viel Alleizeit brauche ich? Nehme ich in Kauf den Mittagsschlaf meines Kindes (und damit Ruhe) zu verpassen und stattdessen einer sozialen Aktivität nachzugehen? Tun MIR Babyspielgruppen, Babyschwimmen etc. gut? Wann handle ich eigentlich gegen meine Bedürfnisse und tue Dinge nur, weil Andere sie so machen?
Notfall-Strategie
Meine Notfallstrategie, wenn ich merke, dass ich überreizt bin:
Jetzt heißt's: Meine Not ernst nehmen! Überreizt zu sein ist nämlich keine Kleinigkeit, keine Übertreibung.
Das ist meine Strategie:
Wenn ich alleine mit meinem Sohn bin: Handgelenke und Gesicht kalt abwaschen, mich schütteln, tief in den Bauch atmen und vollständig und langsam ausatmen und dabei laut seufzen oder tönen.
Wenn mein Sohn von einer anderen Person betreut werden kann: Joggen gehen.
Auf den Körper achten
Der Körper zeigt frühzeitig, wie es uns geht. Noch bevor uns ganz bewusst alles zu viel ist, sind vielleicht unsere Schultern schon etwas hochgezogen oder unser Unterkiefer angespannt oder unsere Atmung flach. Oder vielleicht ist da ein Druck im Bauch. Man kann lernen darauf zu achten und somit frühzeitig Selbstfürsorge betreiben. Focusing ist dabei eine fantastisch hilfreiche und sanfte Methode, um dieses feine Wahrnehmen (und noch viel mehr) zu erlernen. Gerne darfst du dich bei mir melden, wenn du Focusing kennenlernen möchtest.
Liebe feinfühlige Mama, ich hoffe meine Tipps helfen dir und besonders würde es mich freuen, wenn du dich durch meinen Text gesehen fühlst. Manchmal fühlt man sich ja als komischer Alien :-) Dabei ist diese Feinfühligkeit ein wahres Geschenk!
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