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AutorenbildValeria Bisaccia

Stillen ohne Muttermilch?

Aktualisiert: 26. Okt.

Eine kleine Anekdote aus meinem Hebammenalltag

Kürzlich hatte ich ein besonderes Gespräch. Eine Schwangere - sie war etwa 11 Wochen schwanger- erzählte mir, dass sie aufgrund ihrer Grunderkrankung und der notwendigen Medikamenteneinnahme nicht stillen werden könne. Sie muss nach der Geburt abstillen (primäres Abstillen nennt sich das). Sie sei so traurig darüber. Abgesehen von den gesundheitlichen Vorteilen der Muttermilch, hat sie vor allem große Sorge, dass ihrem Kind etwas fehlen wird, wenn sie es nicht stillen kann. Sie würde auf Instagram ständig lesen, man sei eine schlechte Mutter, wenn man nicht stillt. Es bereitete ihr Kopfzerbrechen.


Ich nahm mir ein paar Sekunden Zeit und machte Raum für diese Unsicherheit, für diesen großen Schmerz trotz Stillwunsch nicht stillen zu dürfen. Für die Angst verurteilt zu werden. Dann habe ich geantwortet:

,,Ja, Muttermilch ist meistens das Gesündeste für Babys. In deinem Fall leider nicht. Und Stillen ist viel mehr als du vielleicht denkst. Darf ich dir erzählen, was Stillen eigentlich ist?"

Nun was ist es denn?


Stillen ist....


  • Reagieren auf ein Bedürfnis (nach Nahrung, nach Ruhe, nach Körperkontakt,...)

  • und dadurch ein Gesehen-werden: Meine Eltern nehmen mich also ernst!

  • und dadurch das Wissen: Ich bin wertvoll

  • Den Alltag stehen und liegen lassen

  • Zuwendung

  • Sicherheit schenken

  • Zeit miteinander

  • Hautkontakt zwischen Mama und Baby

  • Tiefer und langer Blickkontakt

  • Mamas Busen ganz nah haben

  • Präsent sein

  • Schützend im Arm halten

  • Miteinander einkuscheln

  • Achtsames Füttern nach Bedarf

  • ...also Respektieren von Hunger- und Sättigung

    und und und.


    Und dann ist es noch etwas: der Transfer von Muttermilch.


Ich erklärte der schwangeren Frau, wie ein Baby achtsam, eingekuschelt und in voller Präsenz von den Eltern mit dem Fläschchen gefüttert werden darf. Und dabei darf ruhig auch der Kontakt zur Brust vorhanden sein. Ich fragte sie:


,,Verstehst du, dass du so viele Bedürfnisse deines Babys stillen darfst - trotz deiner Erkrankung?"

Das kurze Gespräch endete damit, dass die Mutter (ich finde den Ausdruck werdende Mutter so seltsam - Hallo!? Das Baby ist doch schon im Bauch und hat bereits eine Mutter!) Tränen in den Augen hatte und sagte:

,,Das ist sooooooo schön".

Stillen ohne Muttermilch - Ja, das geht :-)





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1 Comment


Guest
Oct 02

Ich schließ mich der Mama an: das ist soooo schön ❤️ und vorallem auch so wahr. Ich hatte da noch nie drüber nachgedacht.

Ich hab so ein schönes, warmes Gefühl beim Lesen bekommen

Edited
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