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Stillhütchen, wie werde ich dich los?

Als nachbetreuende Hebamme sehe ich sie oft und schätze sie selten: Stillhütchen.


Sie sind selten hilfreich! Und oft lästig. Das Problem: Sie werden im Spital auf der Wochenbettstation zu oft verteilt. Als schnelle Lösung, die meist ungute Nachwirkungen mit sich zieht.


Weißt du denn wovon ich rede?

Es geht um kleine Silikon-Hütchen, die frau sich auf die Brustwarze haftet.

Selten passen sie zur jeweiligen Brust. Manchmal sind sie zu klein, sodass sie an der Brustwarze reiben und Schmerzen verursachen. Manchmal sind sie zu groß, sodass das Baby sie kaum in den Mund bekommt.

Wie soll es auch anders sein - Es gibt Größe S-L. Es gibt nun aber mal sehr viel mehr Brustwarzenformen und -größen als drei verschiedene.


Nun komme ich also zum ersten Hausbesuch und da sind sie. Eins an der Brust und eins auf dem Couchtisch. Ich frage dann, wie das ist. Also wie es ist diese Stillhütchen zu verwenden. Meistens stellt sich dann raus, dass es nicht gut ist. Dass sie nerven, unangenehm sind, lästig sind. Manchmal hilfreich, aber eher selten.

Und weil ich weiß, welche Probleme sie hervorrufen können (dazu ein anderes Mal), bin ich froh, wenn die Eltern selbst den Wunsch hegen, sie loszuwerden. Und dann geht es um das Wie.

Hier erfährst du meine Tipps dazu:


  1. Klarheit schaffen: Was willst du? Willst du sie loswerden? Ja? Gut, dann machen wir das!

  2. Mit dem Baby sprechen. Erkläre deinem Baby, was du vor hast und warum. Und vermittle ihm, dass du daran glaubst, dass es auch ohne Stillhütchen trinken kann. Sage ihm aber auch, dass ihr das gemeinsam macht und im Tempo von euch beiden. Und nur so, wie es für euch beide gut ist.

  3. Günstige Momente abpassen– Versuche stillhütchen-frei zu stillen, wenn dein Baby schläfrig, entspannt oder schon etwas gesättigt ist → dann nimmt es die Brust oft leichter. Häufig klappt es gut, wenn das Baby noch im Halbschlaf ist.

  4. Haut-zu-Haut-Kontakt – Viel Kuscheln, beide nackig - Mama und Baby. Der direkte Haut-zu-Haut-Kontakt beruhigt dein Baby nicht nur, sondern fördert auch den Such- und Saugreflex - beides erleichtert das korrekte und effektive Stillen. Außerdem wird durch das Liebeshormon Oxytocin der Milchspendereflex gefördert.

  5. Stillpositionen variieren– Manche Babys nehmen die Brust ohne Hütchen in einer anderen Position besser an (z. B. im Liegen, im Rückengriff oder im „Bauch-an-Bauch“-Kontakt).

  6. Zurückgelehntes Stillen / Biological Nurturing Stillen in halbliegender Position in Rückenlage machen es dem Baby leichter, die Brust selbst zu finden und optimal anzudocken. Probiere das am Besten in einem entspannten Moment, lege dein nacktes Baby auf deine nackte Haut, Bauch an Bauch, Kopf zwischen deinen Brüsten. Und gibt deinem Baby Zeit selbst die Brust zu finden und anzudocken. Hier ein Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=DiT6wPC6iIc

  7. Asymmetrisches Anlegen: Beim korrekten Anlegen soll dein Baby viel Brustgewebe mit den Lippen umfassen und die Brustwarze Richtung Gaumen des Babys zeigen. Um dies zu fördern kann das asymmetrische Anlegen sehr hilfreich sein. Deine Hebamme kann dir zeigen, wie du das am besten anstellst. Es bedarf etwas Übung. Wenn du es aber einmal raushast ist das asymmetrische Anlegen oft der Gamechanger bei Stillproblemen. Hier findest du erklärt, was das asymmetrische Anlegen ist: https://www.stillkinder.de/was-genau-meint-asymmetrisches-anlegen/

  8. Brustmassage– Vor dem Anlegen die Brust massieren und etwas Milch ausstreichen, um den Milchfluss anzuregen. Häufig ist das Stillen dann entspannter und einfacher möglich. Lass dir die Massage und das Ausmassieren der Milch von deiner Hebamme zeigen.

  9. Sanfter Wechsel während einer Mahlzeit– Erst mit Stillhütchen beginnen, wenn dein Baby sehr hungrig ist, und sobald es ruhiger trinkt, vorsichtig aber schnell (und selbstsicher) das Hütchen lösen und mit einem Selbstverständnis weiter stillen.

  10. Geduld und Wiederholung– Es kann mehrere Tage oder Wochen dauern, bis ein Baby sich umgewöhnt. Wichtig: Kein Druck, kein Zwang – lieber kleine Schritte. Wenn dein Baby frustriert ist, dann zurück zum Stillhütchen. Es wird in einer entspannten Situation besser klappen.

  11. Und weil es länger dauern kann: Abklären, ob du die richtige Stillhütchen-Größe verwendest. Die Brustwarze sollte rundherum im Hütchenaufsatz etwa 2mm Platz haben, also nicht am Hütchenrand scheuern.

  12. Stillhütchen korrekt verwenden: Die Brustwarze ist zentriert und die Aussparung des Hütchens liegt dort, wo die Nase des Babys die Brust berührt.

  13. Unterstützung! Einerseits von deiner Hebamme aber auch vom zweiten Elternteil / dem Umfeld. Ihr solltet alle an einem Strang ziehen. Der andere Elternteil kann dich zum Beispiel unterstützen, indem du mit Getränken und Snacks versorgt wirst oder indem sichergestellt wird, dass du es beim Stillen gemütlich hast (z.B. mittels Stillkissen). Auch eine Rückenmassage während des Stillens kann angenehm sein.

  14. Die Brust schmackhaft machen Lass dir von deiner Hebamme zeigen, wie du Muttermilch in einer kleinen Spritze sammeln kannst. Wenn du dann dein Baby versuchst ohne Stillhütchen zu stillen und es zeigt Anzeichen von Unzufriedenheit, kannst du die Muttermilch an der Brust dazu spritzen, sodass dein Baby merkt, dass es hier auch ohne Hütchen Milch gibt. Im besten Fall führt das zu Beruhigung und dein Baby ist motivierter weitere Stillversuche zu probieren. Am besten machst du das das erste Mal mit deiner Hebamme.

    Viel Erfolg!




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